Montag, 8. Januar 2018

Argumentations“videos“ als Lernchance im Vergleich zum Rollenspiel

In einem Tweet fragte Dejan Mihajlovic, wie man es schaffen könne, dass mehr Lehrerinnen und Lehrer mit dem Mikro-Bloggen und Vernetzen beginnen. Meine Idee dazu: Lasst Referendare ihre guten, interessanten Stunden, Projekte, Reihen auf eurem Blog verbloggen. So müssen sie sich nicht erst in die grundlegende Technik der Blogplattform einfuchsen  sondern können direkt als Autoren starten. "Meine Referendarin" Christina Möhring geht heute mit mutigem Beispiel voran. Ihre Unterrichtseinheit mit einem kleinen Video als Handlungsprodukt im Zentrum der Klassenaktivität reflektiert sie in diesem Post.



Rahmenbedingungen und Ausgangssituation

Die Industriekaufleute im 1. Jahrgang werden zurzeit von mir als Referendarin unterrichtet. Dort wurde gerade bzw. wird immer noch das Thema der „Leistungserstellung“ bearbeitet. Nachdem sich die Lernenden mit den Planungsinstrumenten zur Produktionssteuerung und Lieferzeitbestimmung auseinandergesetzt haben und der zu planende Auftrag eines langjährigen und guten Kunden sich, wer hätte es anders gedacht, hervorragend in die bisherige Planung mit einplanen lässt, steht plötzlich der Scheich mit einem riesigen Eilauftrag vor der Tür: das Dilemma ist perfekt. „Welcher Auftrag soll nun gefertigt werden? Der Leiter der kaufmännischen Abteilung soll entscheiden.

Methodische Idee


Da kommen die Argumentation“videos“ ins Spiel. So ein Dilemma bzw. Konflikt ist prädestiniert für ein Rollenspiel. Die Abteilungsleiter der verschiedenen Verkaufsabteilungen und die der Produktion zeigen ihre Argumente und Informationen dem Chef in einem Rollenspiel auf, sodass dieser die Grundlage für seine Entscheidung hat. Ein Rollenspiel als Methode einzusetzen ist allerdings nicht mal einfach so gemacht. Es bedarf einiger Zeit an Vorbereitung und vor allem an anschließender Reflexion. Darüber hinaus nimmt ein Großteil der Lernenden nur eine beobachtende Rolle ein und nur wenige, wenn nicht sogar nur ein Lernender, trifft eine Entscheidung. Um allen eine begründete Entscheidung zu diesem Dilemma zu ermöglichen und das Argumentieren zunächst ohne soziale Einwirkungen und damit in einem geschützten Raum ausprobieren zu können, haben die Lernenden zu je einer Rolle ein „Argumentationsvideo gedreht und zwar in Form eines „Stabfigurentheater“.

Um sich in jeweilige Rolle einzufinden, bekamen die Lernenden entsprechende Rollenkarten. Anhand dieser und ihrer individuellen im Betrieb gesammelten Erfahrungen sollten die Lernenden eine Argumentation erarbeiten, die sie ihrem Chef vortragen wollen.

Somit kann hier ebenso der Fokus auf die Informationen und Argumente gelegt werden, da die Notizen abgelesen beim Dreh werden können.




Notwendiges Material
  • Handykamera zum Aufnehmen, evtl. Mikro für besseren Ton
  • Stativ, eine IKEA-Box (siehe hier) oder eine "ruhige Hand"
  • Hintergrundbild - am besten in matter Folie laminiert
  • Stabfiguren: gebastelt aus herkömmlichen Schaschlikstabäben und gedruckten Figuren, die man mit Klebeband befestigt. Bei den Figuren ist in Bezug auf die Stabilität darauf zu achten, dass mdiese auf festem Papier gedruckt werden und nachher die Farbe durch Haarspray fixiert wird - so hat man länger was davon


Auswertungsphase

Die Auswertung der „Videos“ fand anhand von vorher mit den Lernenden erarbeiteten Kriterien statt. Dabei hat sich jeder Schüler und jede Schülerin alle „Videos“ alleine angeschaut und konnte sich somit in seinem/ihrem individuellen Tempo Notizen auf dem Beobachtungsbogen machen, um zu einer individuellen Entscheidung zu gelangen. Diese wurde dann im Plenum diskutiert an der sich weitaus mehr als vier Lernende beteiligt haben.



Mein Fazit

Das Argumentieren in Kleingruppen in diesem geschützten Raum und das individuelle Auswerten haben dazu beigetragen, dass sich intensiv mit der Thematik befasst werden konnte. In den Kleingruppen wurde heftig argumentiert, sodass auch eher schüchterne Lernende sich wertvoll in die Diskussion mit einbringen konnten, was bei Diskussion im Plenum nicht der Fall war. Der Dreh der „Videos“ war für viele spannend und Anreiz, eine gute Argumentation darzulegen, dennoch etwas verwirrend, da der Chef keine aktive Rolle einnahm. Darüber hinaus gingen durch das reine Hören der Informationen ein paar verloren, sodass dies evtl. mit Elementen eines „Erklärvideos“ verhindert werden kann, indem elementare Informationen im Video „einfliegen“.

Text: Christina Möhring


Die folgenden Bilder zeigen Ausschnitte aus den Arbeitsablauf mit den Vorbereitungen zur Aufnahme, die Nutzung von Tipps aus den QR-Codes und den Videodreh selbst.





 

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